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submitted 1 year ago* (last edited 1 year ago) by Random_German_Name@feddit.de to c/ich_iel@feddit.de

Kontext: AfDler fĂ€hrt in Antifa-Demo 2020, Vorsitzender AfD Flak (im MaiMai zu sehen) bezeichnet Tat vor Gericht als „dumme Aktion“ und „kontraproduktiv“ fĂŒr eine „bĂŒrgerliche“ Partei.

Ein Tag nach der Tat hat Flak dem TÀter empfohlen die Partei zu verlassen. Jetzt soll geklÀrt werden, ob er wusste, was sein Kamerad plant und ob das ganze geplant war.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1177345.henstedt-ulzburg-prozess-auto-attacke-auf-linke-rechtsaussen-in-der-defensive.html

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[-] Pantherina@feddit.de 10 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Die AfD begriff schneller als die Polizei. Von einem bloßen »Verkehrsunfall« hatte die Polizei berichtet, als im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg ein AfD-Mitglied mehrere Teilnehmer*innen einer Kundgebung gegen die Rechtsaußenpartei mit dem Auto angefahren und verletzt hatte. Gezielt, wie bereits damals, im Oktober 2020, die Betroffenen ĂŒberzeugt waren. Und wie es mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft annimmt: Seit Juli muss sich der Fahrer des tonnenschweren Pick-ups, der heute 22-jĂ€hrige Melvin S., wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht in Kiel verantworten.

Julian Flak, Vorsitzender der AfD im Kreis Segeberg und mittlerweile auch in den Landesvorstand aufgerĂŒckt, hatte seinerzeit sofort verstanden: »Reichlich kontraproduktiv« sei das gewesen, sagt der 41-JĂ€hrige, als er am Freitag in den Zeugenstand treten muss. »Eine dumme Aktion.« Und nichts, was eine Partei gebrauchen kann, die gerne als »bĂŒrgerlich« und der politischen Gewalt abhold wahrgenommen werden möchte. Er habe Melvin S. deshalb bereits am Tag nach der Tat geraten, die AfD zu verlassen. »Das erschien mir sowohl fĂŒr ihn als auch fĂŒr die Partei das Beste.« Und der Angeklagte zeigte sich folgsam: Zwei Tage nach der Auto-Attacke ging sein Austrittsschreiben bei der AfD ein. Er selbst hat vor Gericht allerdings beteuert, der Austritt sei seine eigene Idee gewesen.

Laut Anklage soll Melvin S., unter anderem Sympathisant der extrem rechten IdentitĂ€ren Bewegung und Fan des Rechtsrappers Chris Ares, regelrecht Jagd gemacht haben auf Gegendemonstrierende. Er soll den silbernen VW Amarok seiner Mutter erst auf einen Gehweg und dann auf den angrenzenden GrĂŒnstreifen gesteuert haben, mit hohem Tempo. Fest steht: Drei Menschen erwischte er, ein vierter konnte gerade noch zur Seite springen. Melvin S. behauptet, sich daran nicht mehr erinnern zu können. Er wisse nur noch, dass einer seiner drei Begleiter von »Vermummten« brutal geschlagen worden sei und er irgendwie habe helfen wollen.

Von dem vermeintlich lebensgefĂ€hrlichen Angriff war schon vor diesem 15. Verhandlungstag nicht mehr allzu viel ĂŒbrig geblieben. Nach dem bisherigen Stand der Beweisaufnahme könnte es eine einzelne Ohrfeige gegeben haben, das war’s. Und auch AfD-FunktionĂ€r Flak tut nun nichts, um seinem ehemaligen Parteifreund zu helfen. Melvin S. habe ihm erzĂ€hlt, dass sie von Linken verfolgt und »angegangen« worden seien, sagt er. Aber SchlĂ€ge? »Davon weiß ich nichts.«

Hatte Flak nach der Tat zunĂ€chst versucht, die Verbindung zwischen Melvin S. und der AfD zu verschleiern, setzt er jetzt auf demonstrative Distanzierung: Der Angeklagte sei nur bei einigen wenigen Veranstaltungen der Partei gewesen und habe nur »in normalem Rahmen« im Wahlkampf geholfen. »Plakatieren, so was.« Und von der AfD habe er nach jenem 17. Oktober 2020 auch keinerlei UnterstĂŒtzung bekommen. Melvin S. hat allerdings einem Freund erzĂ€hlt, dass ihm Julian Flak angeboten habe, den damaligen schleswig-holsteinischen AfD-Landtagsabgeordneten Claus Schaffer um Rat zu fragen. Denn der ist Polizist. »Das ist mir jetzt nicht erinnerlich«, sagt Flak.

Die AfD hat sich offenbar fĂŒr Defensive entschieden. Kurz nach der Tat war Flak dagegen noch ganz anders aufgetreten. Da hatte er in Henstedt-Ulzburg FlugblĂ€tter fĂŒr ein »Antifa-Verbot« verteilt und die AfD zum Opfer der Protestierenden erklĂ€rt. Den angeblichen Angriff auf die Gruppe um Melvin S. erwĂ€hnte er dabei freilich ebenso wenig wie die Auto-Attacke selbst.

Als er nun vor Gericht gefragt wird, wieso sich die AfD dann wĂ€hrend ihrer Veranstaltung im BĂŒrgerhaus der Gemeinde so bedroht gefĂŒhlt habe, antwortet der Politiker: »Wir haben mit deutlichen Störungen zu tun gehabt.« Es habe LĂ€rm gegeben und »Wortgefechte«, der Weg zum Parkplatz sei blockiert worden, ein Parteimitglied sei, weil auf dem Weg in die Halle »bedrĂ€ngt«, »in TrĂ€nen aufgelöst« gewesen. Und am Ende der Veranstaltung habe der damalige Parteichef Jörg Meuthen von der Polizei durch einen Seiteneingang nach draußen eskortiert werden mĂŒssen.

Etwas ratlos versucht Verteidiger Jens Hummel daraufhin, dem Zeugen zu entlocken, inwiefern er darin eine GefĂ€hrdung der Sicherheit habe sehen können. Es gelingt ihm nicht wirklich. FĂŒr den Prozess sind noch Verhandlungstage bis Mitte Dezember angesetzt.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1176769.henstedt-ulzburg-prozess-zeuge-von-autoattacke-auf-linke-behaupteter-blackout.html

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175233.henstedt-ulzburg-prozess-er-wollte-uns-toeten.html

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174410.anti-afd-demo-prozess-gegen-melvin-s-in-kiel-tonner-als-angriffswaffe.html

this post was submitted on 28 Oct 2023
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ich_iel

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