Der Wirecard-Skandal ist das größte Wirtschaftsverbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte und es ist noch lange nicht aufgeklärt. Ein Whistleblower berichtet.
Der Skandal könnte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young die Existenz kosten. 13.000 Investoren und Insolvenzverwalter klagen auf Schadensersatz gegen die Wirtschaftsprüfer. Es geht um mehr als zwei Milliarden Euro.
Justiziar von Wirecard Asien: "Woher kam dieses Geld?"
In Singapur treffen wir einen Mann, der Licht ins Dunkel bringen möchte. Seine Aussagen könnten die Wirtschaftsprüfer und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) noch in erhebliche Erklärungsnot bringen.
Pav Gill war Justiziar von Wirecard Asien und der Mann, der als Whistleblower für die Financial Times schließlich das ganze Lügengebäude zum Einsturz brachte. Detailliert erzählt er uns seine Geschichte. Eine Geschichte, die einem den Atem verschlägt.
"Bevor sie mich gefeuert haben, wollten sie mich umbringen."
- Pav Gill, ehemaliger Justiziar von Wirecard Asien
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BaFin und Ernst & Young in Erklärungsnot
Pav Gill taucht aus Angst umgebracht zu werden unter, aber er nimmt seine Recherchen und die belastenden Beweise mit. Und er tut etwas, anonym, was die Aufsichts- und Ermittlungsbehörden sowie die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young in Deutschland noch in Erklärungsnot bringen könnte:
"Bevor der erste Artikel der Financial Times erschien, hatte ich ein Dossier mit all diesen gefälschten Verträgen und anderen Informationen erstellt. Es war etwa drei Zentimeter dick und ich habe es idiotensicher gemacht. Ich habe eine Inhaltsangabe erstellt und erklärt, um welche Verträge es sich handelt. Dann habe ich es in Papierform an die BaFin und andere geschickt."
"Ernst & Young hat es ebenfalls erhalten, auch die Staatsanwaltschaft in München hat es bekommen. Aber aus irgendeinem Grund wollte niemand etwas unternehmen. Das war verrückt!"
- Pav Gill, ehemaliger Justiziar von Wirecard Asien
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Gill: Kreis der Wirecard-Angeklagten zu klein
Die Finanzaufsichtsbehörde BaFin und die Wirtschaftsprüfer wollen davon über all die Jahre nichts mitbekommen haben, sehen sich selbst als Opfer einer kriminellen Bande rund um die Wirecard-Vorstände Markus Braun und Jan Marsalek. Braun steht seit Dezember 2022 in München vor Gericht. Jan Marsalek soll sich mit Hilfe von Ex-Geheimdienstlern über Belarus nach Russland abgesetzt haben.
Pav Gill aber wundert sich, dass der Kreis der Angeklagten bislang doch eher klein ist: "Ich weiß sicher, dass viele andere Leute beteiligt und informiert waren. Wo sind diese Leute? Warum werden sie nicht vor Gericht gestellt?"
Zum Schluss sagt Gill, er sei bereit mit den deutschen Ermittlungsbehörden und den Wirtschaftsprüfern zu sprechen. Doch bislang habe niemand Kontakt mit ihm aufgenommen - und man fragt sich: Warum?
*gut, falls es EY auch erwischt.
Bei W*recard drücken versagen deutsche Behörden ja instinktiv.
Ja, die Bafin darf gerne auch durchgeräumt werden.